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Zitrusschalenjauche: Bio-Zitrusschalen schimmelfrei kompostieren


Zitronen- und Orangenschalen schimmelfrei kompostieren

Ohne Kleinschneiden, ohne Untergraben, ohne viel Arbeit und kostenfrei!

 

Wenn man Bio-Zitrusschalen kompostieren möchte, schimmeln diese oft sehr stark und der Schimmelgeruch verbreitet sich im Garten oder rund um die Biotonne.

 

Bio-Zitronen- und Orangenschalen, auch Grapefruit-, Limetten- und Mandarinenschalen, lassen sich mit einem einfachen Trick jedoch komplett schimmelfrei und ohne viel Arbeit kompostieren:

 

Man gibt die Zitrusschalen für einige Wochen in Wasser und überlässt sie dort sich selbst. Im Wasser beginnen die Zitrusschalen zu fermentieren und es vermehren sich bestimmte Bakterien, die die Zitrusschalen zersetzen, ohne dass es stinkt.

Diese vorverdauten Zitrusschalen kann man dann problemlos auf den Kompost geben oder in Beeten zur Flächenkompostierung verteilen. Sie verrotten nun ganz normal, wie andere kompostierbare Pflanzenteile auch und schimmeln nicht mehr. Der Boden wird dank der verrottenden Zitrusschalen mit Humus und Nährstoffen angereichert und verbessert.

 

In Costa Rica gab es in den 1990ern ein Projekt, in dem 12.000 Tonnen Orangenschalen aus der Saftherstellung auf einer überweideten Fläche zum Verrotten als Bodenverbesserung abgeladen wurden. Das Gebiet wurde danach sich selbst überlassen. Jahre später entdeckte man, dass nach dieser massiven Ausbringung von Orangenschalen, die Pflanzen dort üppiger wuchsen, als in der übrigen Umgebung. Mehr dazu im Artikel Orangenschalen für den Urwald - eine Renaturierungsgeschichte oder im Artikel Orangenschalen als Regenwald-Dünger.

 

Wer Bio-Zitrusschalen übrig hat, kann diesen wertvollen Rohstoff also nutzbringend zur Bodenverbesserung im Garten einsetzen. Durch die Herstellung von Zitrusschalenjauche gelingt dies ohne viel Arbeit und ohne unangenehme Schimmelgerüche.

 

Zitrusschalenjauche herstellen

Man benötigt:

  • 1 Eimer mit Deckel: Intakte Emaille-Eimer ohne Abplatzungen oder Kunststoffeimer sind geeignet (in der Gastronomie bleiben oft leere Lebensmitteleimer mit Deckel übrig, in Restaurants z.B.). Besser keinen Metalleimer verwenden, Metall kann durch die Säuren in der Jauche angelöst werden, so können Schwermetalle in den Boden gelangen. 
  • 1 Teller/runde Platte/Plastiksieb oder ähnliches zum Beschweren der Zitrusschalen im Eimer unter dem Deckel (nicht aus Metall)
  • Optional: 1 größerer Stein zum Beschweren des Tellers

Umsetzung:

 

Der Eimer wird mit Zitrusschalen gefüllt, er kann voll und dicht gepackt sein, aber man kann auch mit wenigen Schalen arbeiten, je nachdem wie viele man hat.

 

Man füllt den Eimer mit Wasser auf und legt zum Beschweren der oben schwimmenden Zitrusschalen einen Teller, eine runde Platte oder ein Plastiksieb, mit einem Stein beschwert auf die Schalen, um sie unter Wasser zu drücken.

 

Der Eimer wird zum Schutz komplett mit einem Deckel abgedeckt, da sonst Insekten oder andere Tiere hineinfallen und ertrinken können. Der fruchtige Geruch scheint einige Insekten anzulocken, darum sollte der Deckel gut schließen.

 

Etwa 3 Wochen sollten die Zitrusschalen jetzt in dem Wasser verjauchen, bei kühlem Wetter länger. Falls einige Zitrusschalen trotz des Tellers aus dem Wasser herausragen, sollte man alle 1-2 Tage umrühren, damit an der Oberfläche nichts schimmelt. Drückt der Teller alle Schalen gut unter Wasser, ist das Umrühren nicht nötig.

 

Nach ca. 3 Wochen testet man, ob die Jauche fertig ist: Wenn die Zitrusschalen mürbe geworden sind und die Konsistenz von gekochten Kartoffeln erreicht haben, können sie mit der Jauchenflüssigkeit zum Verrotten im Garten ausgebracht oder auf den Kompost gegeben werden. Man kann die Schalen mit einem Stöckchen anstechen, um zu testen, ob sie weich geworden sind.

Unter Gehölzen, zwischen Stauden und in Beeten können die Zitrusschalen als Flächenkompost langsam verrotten und Nahrung für das Bodenleben bieten, so verbessern sie mit der Zeit den Humusgehalt und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens.

 

Praxis und Details

  • Temperatur und Dauer: Je nach Jahreszeit und Außentemperaturen kann die Dauer des Verjauchens unterschiedlich lang sein. Die Jauche ist fertig, wenn die zuletzt zugegebenen Schalen weich sind und sich leicht mit einem stumpfen Stöckchen anstechen lassen. Ganze Früchte brauchen länger zum Verjauchen als ausgepresste Schalen. Sollten die Zitrusschalen nach der Ausbringung im Garten schimmeln, wurden sie nicht lange genug verjaucht. Sie können dann nochmal zu einer Jauche hinzugegeben werden, bis sie sich genug zersetzt haben (siehe nächster Punkt).
  • Bereits verschimmelte Zitrusfrüchte: Auch ganze, verschimmelte Bio-Zitrusfrüchte und verschimmelte Bio-Zitrusschalen können mit in die Jauche hinein gegeben werden, der Schimmel wird von den Bakterien in der Jauche unter Wasser abgebaut und zersetzt. Die Zitrusfrüchte schimmeln in der Jauche und später nach dem Ausbringen im Garten nicht mehr weiter, wenn sie lange genug unter der Wasseroberfläche zersetzt werden konnten. Solange die schimmeligen Teile nicht aus der Flüssigkeit herausragen, ist der Schimmel kein Problem.
  • Geruch: Die Jauche aus Zitronen- und Orangenschalen stinkt nicht wie herkömmliche Pflanzenjauchen, sie riecht fruchtig nach Orangen und ein wenig säuerlich vergoren. Nach der Ausbringung im Garten verliert sich der eher milde Geruch nach einigen Tagen. Ganz im Gegensatz zum Schimmelgeruch von unverjauchten Zitrusschalen, dieser eher stechende Geruch kann über einen längeren Zeitraum anhalten. Der Geruch der Zitrusschalenjauche kann direkt nach der Ausbringung noch einige kleinere Fliegen anlocken, das vergeht aber bald wieder.
  • Deckel: Wenn man Kunststoffeimer mit luftdichten Deckeln verwendet, können sich diese durch die Gärung der Jauche Aufwölben. Um das zu umgehen, könnte man den Deckel nicht komplett verschließen und andrücken, oder ein winziges Loch hineinstechen, damit Luft entweichen kann.
  • Längere Zeit in der Jauche bedeutet schnellere Zersetzung im Garten: Wenn die Zitrusschalen etwas länger in der Jauche bleiben, zerfallen sie immer mehr und verlieren ihre Form. Es entsteht schließlich eine Erbsensuppen-artige Konsistenz. Diese Jauche zersetzt sich nach der Ausbringung im Garten besonders schnell und ist nach wenigen Wochen im Beet fast verschwunden, während kürzer verjauchte Zitrusschalen, die ihre Form in der Jauche behalten haben, bei Trockenheit auch nach Monaten noch im Mulch und Kompost zu finden sein können. Diese Schalen können für längere Zeit eine Mulchschicht auf den Beeten bilden. Je nachdem, was im Garten erwünscht ist, kann man die Zitrusschalen kürzer oder länger verjauchen.
  • 2 Eimer Methode: Wenn im Haushalt regelmäßig Zitrusschalen anfallen, kann man 2 (oder mehr) Eimer zum Sammeln der Schalen verwenden. Ein Eimer wird dann mit Wasser angesetzt und im Lauf der Zeit werden die in der Küche anfallenden Zitrusschalen ins Wasser gegeben, bis der Eimer voll ist. Ab dem Zeitpunkt, wenn keine weiteren Schalen hineinpassen, darf er mindestens 3 Wochen ruhen und man setzt einen 2. Eimer an, der nun nach und nach befüllt wird. Wenn nach 3 Wochen oder länger die Zitrusschalen im ersten Eimer fertig verjaucht sind, werden sie im Garten ausgebracht und der 2. Eimer geht in die Ruhephase, während man wieder beginnt den 1. Eimer neu zu befüllen und so weiter. Man kann natürlich auch mehr als 2 Eimer verwenden, angepasst an die Menge der Zitrusschalen, die man regelmäßig übrig hat.

Vorteile der Zitrusschalenjauche

  • Bio-Zitrusschalen können wie andere pflanzliche Küchenabfälle im Garten, statt über die Biotonne entsorgt werden, man kann eventuell die Biotonne abbestellen und Geld sparen.
  • Beim Zersetzen reichern die Zitrusschalen den Boden mit Nährstoffen an, erhöhen den Humusgehalt und verbessern so langfristig das Pflanzenwachstum (siehe Orangenschalen Projekt in Costa Rica). Zitrusschalen sollen u.a. viel Kalzium und Kalium enthalten.
  • Kein unangenehmer Geruch, wie bei anderen Jauchen und kein Schimmelgeruch, sondern angenehmer Orangen- und Zitronenduft mit säuerlicher Note, ähnlich wie Sauerkraut.
  • Einfache Methode, kein Kleinschneiden, Vermischen mit Kompost oder Vergraben der Schalen nötig.
  • Kein Zukaufen von Fermentationskulturen nötig.
  • Zitrusschalen-Sud wird als Pflanzenschutzmittel eingesetzt, so ließe sich vermutlich auch die Flüssigkeit der Jauche als biologisches Spritzmittel einsetzen.

 

Verrottung der Orangenschalen ohne die Flüssigkeit der Jauche innerhalb von 2 Wochen

Verrottung der gesamten Jauche (etwas länger vergoren) mit der Flüssigkeit innerhalb von 12 Tagen

Noch offene Fragen

Einsatz als Pflanzenschutzmittel

 

Ich habe schon öfter überlegt, ob sich die Zitrusschalenjauche als Pflanzenschutzmittel z.B. an Zimmerpflanzen bei Trauermücken- oder Läusebefall einsetzen ließe. Das habe ich bisher aber nicht getestet.

 

Im Internet gibt es Artikel zum Vertreiben von Ameisen mit Zitronen- und Orangenschalenjauche, man soll z.B. die Türschwelle damit besprühen können, um zu verhindern, dass Ameisen ins Haus kommen.

Ein Sud aus Zitrusschalen findet wohl sogar bereits Verwendung als Pflanzenschutzmittel gegen Läuse und Trauermücken.

 

Die abgesiebte Flüssigkeit der Jauche würde ich bei ersten Tests mit Wasser verdünnen und mich anfangs an Angaben für andere Pflanzenjauchen wie Brennnesseljauche orientieren. Üblich ist dabei eine Verdünnung von 1:10.

 

Gegen Läuse könnte man testen die Flüssigkeit zu spritzen, bei Trauermücken könnte man eventuell versuchen mit der verdünnten Jauche zu gießen (oder vorbeugend die Erdoberfläche von Topfpflanzen zu besprühen). Da müsste man dann die richtige Konzentration erproben, und die Anwendungen ggf. wiederholen und beobachten, ob die Pflanzen die Jauche gut vertragen.

 

Die Flüssigkeit als Dünger verwenden?

 

Ob die Flüssigkeit der Jauche auch als Dünger verwendet werden kann, habe ich noch nicht ausprobiert. Mit der Brühe von Trestern oder wieder aufgegossenem Teesatz als Dünger habe ich jedoch schon gute Erfahrungen gemacht.

 

Es könnte auch hier sinnvoll sein, die Jauche zu diesem Zweck zu verdünnen, wie z.B. bei Brennnesseljauche 1:10, damit die Jauche nicht zu "scharf" oder zu aggressiv für die jeweiligen Pflanzen ist.

Im Garten würde ich die gesamte Flüssigkeit eines Eimers auch nicht direkt an empfindlicheren Jungpflanzen ausleeren, sondern die Flüssigkeit im Garten etwas verteilen. Bisher schien keine meiner Gartenpflanzen ein Problem mit der Jauchenflüssigkeit von Zitrusschalen zu haben, aber ich habe das noch nicht umfassend getestet.

 

Konventionelle Zitrusschalen?

 

Ich bin keine Expertin für dieses Thema, nach meinen eher kurzen Recherchen werden konventionell angebaute Zitronen und Orangen mit Fungiziden und Wachsen behandelt. Einige der zugelassenen Wachse könnten aus Erdöl hergestellt werden, wie Polyethylenwachs. Es soll auch der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen bei der Herstellung erlaubt sein (auch in der EU). Ich persönlich würde sie daher eher nicht in meinem Garten kompostieren.

Mehr dazu:

Verbraucherservice Bayern über die Behandlung von Zitrusschalen

Umweltberatung Luzern über Gifte auf Zitrusschalen

 


Fazit:

 

Bio-Zitrusschalen sind ein wertvoller Rohstoff im Garten. Durch Luftabschluss der Zitrusschalen unter Wasser wird Schimmel beim Fermentieren und Verrotten wirksam verhindert und bekämpft, ohne dass man spezielle Fermente zukaufen muss, so lassen sich Zitrusschalen nach dem Verjauchen leicht kompostieren.

Es wäre sicher lohnenswert zu testen, wie gut sich die Flüssigkeit der Zitrusschalenjauche auch als Dünger und als biologisches Pflanzenschutzmittel eignet.