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Das erste Jahr meines kleinen Feigen-Verschenk-Projekts


Mein kleines Feigen-Verschenk-Projekt im ersten Jahr

 

Meine erste Saison als frischgebackene Feigen-Verschenkerin ist vorüber (mehr zu meinem Projekt hier). Der Anfang war klein und bescheiden, doch die Aussichten auf die kommende Saison sind bereits verheißungsvoll.

 

So fing es an

 

Durch die Ernährung nach Anthony William lernte ich 2017 die Heilkraft von Feigen kennen und lieben. Frische Feigen sind in den Geschäften in meiner Gegend jedoch eine Seltenheit und wenn es sie im Spätsommer für kurze Zeit doch einmal gibt, sind sie teuer und schmecken nicht so gut wie selbst angebaute Feigen.

Mit ein bisschen Recherche fand ich heraus, dass auch winterharte Feigensorten existieren, die sogar hier in Norddeutschland wachsen und fruchten. Noch 2017 pflanzte ich die erste Feige der robusten Sorte 'Brown Turkey' in meinen Garten, wenig später kamen weitere Sorten hinzu.

Schon in nächsten Jahr konnte ich meine ersten, eigenen Früchte ernten und war von da an mit dem "Feigenfieber" angesteckt.

Zuvor hatten Feigen nie eine Rolle in meinem Leben gespielt und ich war so dankbar, dass diese heilsamen Früchte mir von nun an kostenlos zur Verfügung standen, um meine Symptome zu lindern und meine Ernährung zu bereichern. Meine Freude wollte ich gerne mit anderen teilen.

  

Ungefähr 2019 wuchs dann langsam der Wunsch in mir, anderen Menschen meiner Umgebung winterharte Feigenbäumchen zu schenken, anfangs noch ohne, dass ich diesem Wunsch nachging.

Ich erhielt in der folgenden Zeit eine Vision, ein wunderschönes Bild von einem strahlenden, imposanten Feigenbaum mit breiten, ausladenden Ästen voller Früchte und einem von göttlichem Licht durchfluteten Blätterdach, das mich sehr berührte. Dieses Bild habe ich bis heute vor Augen.

 

Auch andere sollten diese kostbaren Heilmittel genießen können und wissen, dass sie kostenfrei und pflegeleicht im Garten wachsen können, auch hier in Norddeutschland, was mir viele Leute immer kaum glauben.

Meine Gartenfeigen sind im Vergleich mit anderen Obstgehölzen sehr ertragreich und pflegeleicht, sie vertragen Trockenheit, karge Böden, brauchen keinen speziellen Schnitt oder sonstige Pflege, um Früchte zu tragen, sie sind nicht krankheitsanfällig und sehr genügsam - die ideale Pflanze für chronisch Kranke wie mich.

 

In unserer heute artenarmen, ausgeräumten Landschaft könnte ein wirklicher Paradiesgarten entstehen, überall könnten köstliche Früchte uns in den Mund wachsen und uns gleichzeitig helfen, Krankheiten zu bekämpfen, die Artenvielfalt zu erhöhen, Vögel und andere Tiere zu ernähren, die Luft zu verbessern und mehr Schönheit in unsere Gärten zu bringen.

 

Ganz kleine Anfänge

 

2020 setzte ich meinen Wunsch erstmals in die Tat um und schenkte meinen Nachbarn eine gekaufte Feigenpflanze.

2021 kaufte und verschenkte ich eine weitere Pflanze und begann mit der eigenen Vermehrung von Feigen über Steckhölzer.

Meine Garten-Feigenbäumchen waren noch immer recht klein und ich konnte nicht wirklich viele Äste als Material für Steckhölzer abschneiden, ohne mir die ganze kommende Ernte an Früchten wegzuschneiden. Ich wollte aber endlich loslegen und selber Feigen vermehren, darum kaufte ich für den Anfang ein paar Steckhölzer in einer Feigengruppe im Internet dazu.

 

3 gesunde Pflanzen entwickelten sich aus den gekauften Steckhölzern und überlebten ihren ersten Winter in meinem Garten. Bevor ich sie verschenkte, wartete ich auf die erste reife Frucht der Feigenpflanzen aus fremder Herkunft, um zu testen, ob sie auch wirklich in meinem Klima reife Früchte produzierten, wie meine eigenen Gartenfeigen auch. Die Frucht wurde im Sommer reif und schmeckte schön süß, somit hatten die zugekauften Pflanzen meine Qualitätskontrolle bestanden und konnten 2022 verschenkt werden. Sie gingen an fremde Selbstabholer, die sich über die Pflanzen sehr freuten.

Das Verschenken an Fremde macht mir besonders viel Spaß. Ich bin großer Fan der Random Acts of Kindness, also zufälliger, freundlicher Gesten Fremden gegenüber und ich wollte mehr davon!

 

Nach und nach wuchsen meine Gartenfeigen und ich konnte immer mal wieder einige Äste für die Vermehrung abnehmen. Ich bewurzelte neben einigen kleinen Zweigen auch einen größeren Ast, um ihn in meinen Vorgarten an die Straße zu pflanzen. Diese Feige sollte zukünftig einerseits kostenlose Früchte für Spaziergänger produzieren und andererseits als weiterer Mutterbaum zur Vermehrung durch Steckhölzer dienen. So kann ich in Zukunft, wenn auch die Vorgartenfeige etwas gewachsen ist, hoffentlich viel mehr Pflanzen zum Verschenken produzieren. Außerdem können dann mehr Menschen in meiner Umgebung sehen, dass die Feige im Winter wirklich nicht eingeht und hier gut gedeiht.

2022 wurde die Vorgartenfeige an die Straße gepflanzt.

 

Feigen auf Abwegen

 

Eine chronisch kranke Dame, die ich 2022 im Internet kennenlernte, bekundete ihr Interesse an einer meiner selbst gezogenen Feigen-Jungpflanzen. Da sie nicht in meiner Nähre lebte, nicht mobil war und Pakete packen mich noch zu viel Kraft kostete, bestellte ich ihr eine Feige im Internet und ließ sie ihr nach Hause liefern. Durch ein Versehen meinerseits bestellte ich der Dame letztlich sogar 3 statt nur einer Feigenpflanze und sie freute sich sehr über die Pflanzen.

 

Die Freude hielt jedoch nur kurz an, noch bevor sie die Feigen einpflanzen konnte, wurden sie aus ihrem Garten gestohlen. Sie wurden trotz Suche leider auch nicht wieder gefunden.

Ich war sehr überrascht.

Am Ende bestellte ich der enttäuschen Dame nochmal eine Pflanze und ließ sie ihr zuschicken, sie hatte sich inzwischen eine Kette mit Schloss besorgt, um die Feige in ihrem Garten zu sichern.

 

Immerhin sind so weitere Feigen unter Leute gekommen, wenn auch nicht wie erwartet. Ich hoffe, sie wurden letztendlich alle irgendwo eingepflanzt und können jetzt gut wachsen und bald Früchte tragen.

 

Meine eigenen Gartenfeigen waren inzwischen nicht mehr ganz so klein, von meiner 'Brown Turkey' erntete ich jedes Jahr mehr Früchte, 2022 waren es schon über 100 Stück und ich konnte endlich auch wieder ein paar Äste für die Vermehrung abschneiden und weitere Steckhölzer bewurzeln. Die Jungpflanzen aus diesen Steckhölzern wuchsen sehr schnell und wurden von mir innerhalb der Familie, an Bekannte und an Fremde verschenkt.

 

 

Insgesamt waren es 15 Pflanzen, die ich bis Ende 2022 verschenkte. 8 davon waren noch gekauft, 3 aus gekauften Steckhölzern vermehrt und nur 4 Stück stammten von meiner eigenen Gartenfeige 'Brown Turkey'.

 

Wenn mein Verschenk-Projekt etwas Fahrt aufnehmen sollte, musste ich irgendwie mehr Steckhölzer produzieren. Ich wollte unbedingt viel mehr heilsame Feigen verschenken.

 

Wunderbare Unterstützung

 

Eine wundervolle Beschleunigung erhielt mein mini Feigen-Verschenk-Projekt dann, wie von oben gelenkt, durch eine andere chronisch kranke Dame, die wie ich, einen winterharten, fruchtenden Feigenbaum im Garten hatte. Sie wohnte nur ca. eine halbe Stunde von mir entfernt und bot Feigenäste zum Verschenken im Internet an und per Zufall stolperte ich über ihr Angebot. Normalerweise wird für Feigen-Steckhölzer im Internet Geld verlangt, aber sie verschenkte die Äste völlig kostenfrei und das von einer passenden Sorte!

Ihr Feigenbaum war viel größer als meiner, mein Mann fuhr für mich hin und durfte sich bei ihrer Feige sehr viele, schöne Äste abschneiden.

Sie hatte mir Bilder der Früchte geschickt, ihre Feige schien von der gleichen Sorte zu sein wie meine - eine robuste 'Brown Turkey' - perfekt für mein Verschenk-Projekt!

 

Aus dem Kofferraum voll Feigenästen, mit dem mein Mann nach Hause kam, konnte ich nach und nach, an meinen gesundheitlich besseren Tagen, über 250 Steckhölzer schneiden. Das war wie ein Lottogewinn für mein kleines Projekt.

 

Es war zwar Herbst und nicht die perfekte Jahreszeit zum Bewurzeln von Steckhölzern, aber es war auch nicht unmöglich.

Gebrauchte Töpfe hatte ich schon in großer Menge gesammelt. Zum Bewurzeln holte ich die Steckhölzer ins warme Haus und stellte die noch Frost-empfindlicheren Jungpflanzen, sobald sie Wurzeln hatten, zum Überwintern in ein kühles, ungeheiztes Zimmer. Ich schaffte möglichst viele Fensterplätze in kühlen Räumen, um so viele neue Pflanzen wie möglich wachsen zu lassen und lagerte alle Steckhölzer, die keinen Platz mehr am Fenster gefunden hatten, einfach im Kühlschrank.

 

 

Die Jungpflänzchen an den Fensterbänken wuchsen sehr gut und sogar die Steckhölzer im Kühlschrank begannen schon im Winter von allein und ohne Erde Wurzeln zu bilden. Das waren hoffnungsvolle Vorboten für meine nächste Feigen-Verschenk-Saison.

 

Alle Maßnahmen gestaltete ich so pflegeleicht wie möglich, um mich nicht zu überlasten (ab und zu passierte es aber dennoch). Etwa einmal wöchentlich, oder etwas seltener, habe ich die Jungpflanzen im Haus gegossen, mehr musste ich über den Winter nicht tun. Die Steckhölzer im Kühlschrank brauchten überhaupt keine Pflege und können im Frühling nach und nach eingetopft werden.

 

Bei manchen meiner eigenen Steckhölzer probierte ich die Überwinterung draußen an einem geschützten Ort. 7 Pflanzen, die ich erst im Spätsommer bewurzelt hatte, waren noch zu schwach und gingen so leider ein. Spät im Jahr bewurzelte Steckhölzer werde ich in Zukunft besser frostfrei überwintern, oder nur noch im Frühling bewurzeln, dann sind die Pflanzen bis zum Winter kräftig genug, um draußen bleiben zu können.

Ich lerne immer mehr, wie ich die Abläufe optimieren kann, um mit meiner begrenzten Kraft zukünftig vielleicht noch ein paar Pflänzchen mehr herauszuholen.

 

Ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich meine Pflanzen im Frühling wieder wachsen sehen kann. Sobald sie groß genug sind, werden sie verschenkt und können anderen Menschen hoffentlich Freude bereiten. Ich kann es kaum erwarten!